Header-Spätsommer am Bodden

SEQENZEN

  • Bei der Arbeit als Kameramann, fotografiere ich auch gern in Sequenzen. Lasse die Dinge vor dem Objektiv geschehen. Zwischen den Fotos können Sekunden, auch Jahre liegen. Erst später fügen sich die Serien zusammen. Zeitperspektiven die irgendwo, irgendwann passierten.

„Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge und keine Heimat haben in der Zeit. Und das sind Wünsche: leise Dialoge
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.“
(Rainer Maria Rilke)

Perspektiven der Zeit

- Lindenbaum

  • 10 Jahre habe ich diese Linde immer wieder fotografiert. Nie ist ein, im Detail gleiches Foto entstanden. Jeder Augenblick ist einmalig. Es gibt keine Wiederholung.

„Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal sieht.“
(Ch. Morgenstern)

- Tanz, Jump

  • Die Sequenzen Tanz, Jump und unter der Sonne, entstanden spontan bei Shootings. „Siehst du, hörst du was ich weiss, alles ist eins, alles ist ein Kreis“ (Inga Rumpf) – das Lied klingt mir leise in den Bildern mit. Wir fotografierten an vielen Orten, wollten gar nicht mehr aufhören … danke Christa für dein unbändiges Lächeln – kleine Wunder machen den Alltag schön und Spass. Tanz und springe!

„Optimisten haben gar keine Ahnung von den freudigen Überraschungen, die Pessimisten erleben.“
(Peter Bamm)

- Die mystische Stadt

  • Nachts tanzen die Geister der Stadt und greifen nach der Welt. Der Alltag schläft. Es war Herbst, es war eiskalt und Mitternacht im Jubeljahr 1987 in Berlin. Die Sequenz entstand vor der Nationalgalerie und der Unterführung vor dem Palast der Republik. Die ersten Langzeitbelichtungen im Mittelformat. Ich färbte die Bilder damals mit farbiger Tinte ein. 

„Es gibt keine Antwort. Es wird keine Antwort geben. Es hat nie eine Antwort gegeben. Das ist die Antwort.“
(Gertrude Stein)

- Die Wand

  • Als 1989 die Berliner Mauer fiel war dies für Ost-Berliner ein erhabener Blick – endlich vom Westen in den Osten schauen können. Ich hatte Hemmungen mit Kamera und Stativ, das erste Mal auf der Westseite Berlins – und wie dann aufgebrachte Gänse mich wieder Richtung Heimat scheuchten –unser Revier verpiss dich!- haben sie mir laut zugegackert.

„Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.“
(Ingmar Bergmann)

- um Einlass bittend

  • Manchmal macht es Sinn eine Tür zu öffnen. Manchmal bleibt eine Tür verschlossen. Manchmal könnte man sich diesen Versuch ersparen – wenn man zuvor nur wüsste … Manchmal vermögen es weder Hand noch Fuss noch Kopf. Die Kulisse bot uns die Stadtkirche von Feldberg an einem heissen Sommertag.

„Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.“
(Franz Kafka)

- Lost Places

  • Verlorene Plätze. Altstadtzerfall, nicht nur im alten Berlin allgegenwärtig. Man schaut abwinkend zu. Auf knirschendem Boden, in Abrissvierteln. Zwischen Halle bis Berlin lernte ich die ersten Lektionen der Fotografie: Fotografen sind Zuschauer und betrachten die Welt gern bunt oder schwarzweiß.

„Denken, man weiss es, braucht Zeit. Zeit aber ist -heute jedenfalls- Geld. Also braucht Denken Geld. Doch will das Geld nicht, dass gedacht wird.“
(Kurt Marti)

- waiting for ...

  • Eine Geschichte nacherzählen. Im Liedtext „waiting for my man“ von Lou Reed wartet ein Mann ungeduldig auf einen Kurier. Jugendliche in der DDR warteten damals auf bessere Zeiten. Gestern wie heut, man wartet auf Dies & Das. Man wartet und wartet.

„Ich mag schöne Melodien, die mir schreckliche Dinge erzählen.“
(Tom Waits)

- Baustellenzaun

  • Auf den Strassen zeigt sich allerorts wie baufällig alles Tun und Streben bleibt. Immer gilt es zu reparieren, zu erneuern. Davon zeugen grell markierte Bauzäune, Schilder oder eine Tür mit EXIT beschriftet. Kreative Hoffnungen auf einen Ausweg, oder findet sich hinter dieser Tür eine andere Baustelle?

„Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiss, fragen zu können.“
(Jean-Jacques Rousseau)